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Bericht über die Exkursion nach Prag.
Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer und die Barockkunst ihrer Zeit.
Donnerstag, 18. Juni, bis Sonntag, 21. Juni 2015

Leitung: Dr. Markus Hörsch (Kunsthistoriker, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig / GWZO)

Donnerstag, 18. Juni 2015: Cheb / Eger

Stadtpfarrkirche St. Nikolaus

Die Kirche St. Nikolaus (Kostel svatého Mikuláše) wurde im 13. Jahrhundert als dreischiffige Basilika errichtet. Davon blieben das Westportal und die unteren Teile der Türme. Danach Neubau des Chores um 1300, des Langhauses 14./15. Jh. Brände 1742 (danach neue Turmobergeschoße), 1809 (danach neogotische Ausstattung), 20. 4.1945 (Zerstörung der Türme bei Fliegerangriff).

Kaiserpfalz, Burgkapelle

Von der Pfalz der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten Schwarzer Turm, Palas und romanische Doppelkapelle (1179–88).

Clarissenkirche St. Clara, Christoph Dientzenhofer (* 7. 7.1655 St. Margarethen bei Brannenburg, Bayern; † 20. 6.1722 Prag)

Ansiedlung von Klarissen vor 1270, Wiederaufbau nach Brand 1288. Erste sichere urkundliche Nachricht eine Schenkung König Ottokars II. Přemysl 1273. Als Oratorium diente den Klarissen eine Kapelle in der Kirche der benachbarten Minoriten. Im Jahre 1464 kam es zur Reform es Konvents durch die Nürnberger Schwestern. Daraufhin begann der Bau einer eigenen Kirche, deren Chor im Jahre 1467 fertiggestellt wurde. Im 30jährigen Krieg wurde das Kloster während der Belagerung durch die Schweden 1647 stark beschädigt. Nach dem Einsturz eines Konventteils im Jahre 1697 grundlegender Umbau des Areals. Grundsteinlegung zur Kirche 1704, 1711 fertiggestellt. 1782 das Kloster aufgelöst. 1822 Gefängnis im Konventsgebäude. 1923 kauft der Verein zum Aufbau eines Gedenksaals für die Gefallenen des ersten Weltkriegs die Kirche. 1973 Restaurierung, Umwandlung zum Ausstellungs- und Konzertsaal.

Chlum Svaté Maří / Maria Kulm, Wallfahrtskirche, Christoph Dientzenhofer

1341 erstmals urkundlich erwähnt, das Gnadenbild der thronenden Muttergottes stammt aber wohl schon aus dem 13. Jahrhundert. Um 1400 Holzkirche der Aufnahme Marias in den Himmel und der Hl. Maria Magdalena. 1429 von den Hussiten niedergebrannt. Danach lässt Heinrich von Reißengrün eine steinerne Kirche errichten. Der Ort kam in der Besitz der Kreuzherren mit dem Roten Stern, die eine Propstei errichteten. 1651 durch den Erzbischof und Großmeister Ernst Adalbert von Harrach zum Markt mit Wappenrecht erhoben. 1666 Errichtung der Kommende, 1690 Baubeginn der Wallfahrtskirche. Vollendet 1728. Fresken von Elias Dollhopf, Gnadenaltar von Karl Stilp (1730).

Freitag, 19. Juni 2015: Prag-Hradschin

Prämonstratenserkloster Strahov / Mons Sion

In enger Zusammenarbeit mit dem Olmützer Bischof Heinrich Zdik gründeten Herzog Vladislav II. und seine Gemählin Gertrud von Babenberg 1140–43 das Prämonstratenserkloster Mons Sion. Besiedelt mit Chorherren aus Steinfeld/Eifel. Erster Abt war Gero, ein Kölner Kanoniker. Nach einem verheerenden Brand 1258 wurde die gesamte Anlage innerhalb weniger Jahre wieder aufgebaut. Weitere Beschädigungen im 15. Jahrhundert durch die Hussitenkriege, im Dreißigjährigen Krieg und im Österreichischen Erbfolgekrieg 1741.

Klosterpfarkirche St. Rochus

Unter Abt Jan Lohelius 1603–12 von Kaiser Rudolf II. zum Dank für die Verschonung vor der Pest des Jahres 1599 gestiftet. Gotisch-frühbarocke Bauformen.

Abteikirche Mariä Himmelfahrt

Die dreischiffige romanische Klosterkirche von 1148 erhielt nach Brand 1258 eine gotische Einwölbung, ein Querschiff und zwei Seitenkapellen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg befinden sich die Reliquien des Ordensgründers Norbert von Xanten in Strahov (Überführung durch Abt Caspar von Questenberg 1626 aus dem Magdeburger Liebfrauenstift). Ende 17. Jahrhunderts Umbau nach Plänen von Jean Baptiste Mathey (Matthaeus Burgundus; * um 1630 Dijon (?); † 12.1695 Paris). Instandsetzung in heutiger Form nach Artilleriebeschuss im Österreichischen Erbfolgekrieg.

Bibliothek

Die Strahover Bibliothek beherbergt zahlreiche Handschriften, Inkunabeln etc. (u. a. Evangeliar von Strahov, 9./10. Jh.).

Palais Czernin

Von Graf Humprecht Johann Czernin von Chudenitz 1669 begonnen, Architekt Francesco Caratti (* 1620 Bissone, Schweiz, † 1677 Prag). 1673 wurde der Bau beschleunigt, nachdem Kaiser Leopold I. einen Besuch angesagt hatte; der Graf wurde dadurch fast in den Ruin getrieben. Balkon und Portikus 1747 durch Anselmo Martino Lurago (getauft 9. 1.1701 Como, † 29.11.1765 Prag) ergänzt. Die Innenräume durch Franz Maximilian Kaňka (* 9. 8.1674 Prag; † 14. 7.1766 Prag) um 1720 fertiggestellt. Ab 1851 unter Kaiser Franz Joseph I. Kaserne und entsprechend umgebaut. Unter Präsident Masaryk ab 1928 nach Originalplänen als Außenministerium der Tschechoslowakei restauriert. März 1948 Schauplatz des “dritten Prager Fenstersturzes”, dem nach dem kommunistischen Februarputsch der nichtkommunistische Außenminister Jan Masaryk zum Opfer fiel.

Loreto-Kloster, Wallfahrtskirche

Casa Santa errichtet 1626, Planung Giovanni Battista Orsi de Orsini (Heirat 14. 2.1627 in San Fedele, Val d’Intelvi; † vor 1641), Ambitus 1634 begonnen. Platzfassade und Erweiterung der Kirche Christi Geburt 1721–22 von Christoph Dientzenhofer; vollendet durch den Sohn Kilian Ignaz Dientzenhofer (* 1. 9.1689 Prag; † 18.12.1751 Prag). Letzterer setzte dem Ambitus 1746 ein zweites Geschoß auf.

Toskana-Palais

Entwurf wohl von Jean Baptiste Mathey, nach 1680. 1718 erworben durch die Herzöge von Toskana. Attika mit Skulpturen der Sieben Freien Künste von Johann Brokoff (* 6.1652 Georgenberg, Zips; † 28.12.1718 Prag), einem der wichtigsten Prager Barockbildhauer.

St. Johannes von Nepomuk, Kilian Ignaz Dientzenhofer

Kirche des Ursulinenklosters des Hradschin, gegründet 1700. 1720 Grundsteinlegung, Baubeginn durch Christoph Dientzenhofer. Nach dessen Tod 1722 setzte Kilian Ignaz die Arbeit fort. Weihe der Kirche 21. 8.1729. Achteckiger Hauptraum mit Kreuzarmen. Einturmfassade mit niedrigem Turmgeschoß.

Veitsdom

Baubeginn 1344, als Prag zum Erzbistum erhoben wurde. Vorgängerbauten: Rotunde des Hl. Wenzel 925, doppelchöriger Dom begonnen 1060 unter Spytihněv II., weitergeführt von Vratislav II. Unter dem ersten Architekten Matthias von Arras entstand der Chorumgang in einer linienhaften, feinen Gotik südfranzösischer Prägung (Touluse, Narbonne, Rodez). Nach dessen Tod 1352 “Interimsmeister”, ab 1356 Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd (* um 1330; † 13. 7.1399), der den Chor mit den “schwingenden” Triforien und dem Netzgewölbe ausgestaltete. Originell vor allem auch die Einfügung der quadratischen und reich ausgestalteten Wenzelskapelle an der Südseite des Chors. Im 4. Viertel 14. Jh. waren auch Peters Söhne Wenzel und Johann Parler der Jüngere beteiligt. 1418 erstmals erwähnt Dombaumeister Petrlík (Peterchen).
Unvollendet blieb der Dombau Anfang des 16. Jahrhunderts stecken. Die Fertigstellung bereits Mitte des 19. Jahrhunderts geplant, 1861 begonnen unter Joseph Kranner. 1873 wurde der Architektu Josef Mocker mit der Fertigstellung beauftragt. Er plante die zweitürmige Westfassade, die aber erst unter Kamil Hilbert 1929 fertig gestellt und geweiht wurde.

Königliche Burg, Wladislaw-Saal

Über den durch Karl IV. errichteten Burgbauten und neben dessen Burgkapelle Allerheiligen wurde unter dem Jagiellonen-König Wladislaw II. (* 1. 3.1456 Krakau; † 13. 3.1516 Buda) durch den Architekten Benedikt Ried (* um 1454 Piesting, Bayern; † 30.10.1534 Laun / Louny, Böhmen) 1490–1502 der Wladislawsaal mit seinem berühmten Schlingrippengewölbe, anschließender Reitertreppe und zeltförmigen Dächern errichtet. Wladislaw II. stellte sich ganz bewusst in die Tradition Karls IV., was auch die Neuausmalung der unter diesem errichteten Wenzelskapelle am Veitsdom und die Errichtung der Herrscherempore ebendort (Astwerk!) belegt.

Prag-Kleinseite

Theatinerkirche St. Kajetan

Nur Fassade im Vorbeigehen gesichtet... Ursprünglich Planungen von Guarino Guarini (Turin), nicht ausgeführt. Der Entwurf des jetzigen Baus wurde früher Jean Baptiste Mathey zugeschrieben, nach Pavel Vlček war der Autor jedoch Giovanni Domenico Orsi de Orsini (* 1634 Wien; † 14. 7.1679 Prag), der Sohn Giovanni Battista Orsis. Das endgültige Aussehen wurde wahrscheinlich nicht von Johann Blasius Santini-Aichel (* 4. 2.1677 Prag; † 7.12.1723) beeinflusst, der nachweislich am Abschluss der Bauarbeiten im Jahre 1706 beteiligt war.

St. Nikolaus Kleinseite, Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer

1623 Niederlassung der Jesuiten auf der Kleinseite, neben einer älteren Kirche St. Nikolaus. Neubaubeginn des Professhauses 1653. Vertragsabschluss mit dem Architekten Giovanni Domenico Orsi de Orsini 1673, Baubeginn 1676. Nach dem Tode Orsis 1679 Bauleitung bei Francesco Anselmo Lurago († 1693). Unter ihm entstanden der Osttrakt (1680), Nord- und Westtrakt (fertig 1690). Weiterbau 1703 unter Christoph Dientzenhofer, der Orsis Pläne überarbeitete. Er begann mit dem Langhaus mit den schräg gestellten Pilastern an den Wandpfeilern; 1705 bereits Aufsetzung des Dachs; 1711 Arbeiten an der ondulierenden Fassade. 1737 baute Kilian Ignaz Dientzenhofer den Kuppelbau und den Turm zur Vollendung der Kirche an. Steinmetzarbeiten an Fenstern und Türen Giovanni Francesco Santini.

St. Maria de Victoria (vom Siege)

1611–13 für die Lutheraner errichet; nach der Schlacht am Weißen Berg 1621 (Sieg der Katholischen Liga über die böhmischen Stände) katholisch, 1624 den Unbeschuhten Karmeliten übergeben. 1636–44 Umbau, v. a. Errichtung der Fassade anstelle des bisherigen Ostchors. Prager Jesulein: Wachsfigur des Prager Goldschmieds Jan Packény. Stiftung der Gräfin Polyxenia von Lobkowitz, geb. Prinzessin Manríquez de Lara.

Palais Nostitz / Kulturministerium

1658–60, Entwurf wohl Francesco Caratti.

St. Maria unter der Kette, Kirche der Johanniterkommende

1169 Gründung der Kommende durch König Vladislav II., in der Nähe des Brückenkopfs der Judith-Brücke (Vorgängerbrücke der Karlsbrücke). Grunsteinlegung zum Kirchenneubau 1370; Unterbrechung der Bauarbeiten während der Hussitenkriege, daher die Fassade unvollendet.

Bürgermeister-Herbert-Lauer-Gedächtnis-Robinie

Samstag, 20. Juni 2015: Prager Neustadt

Gartenhaus des Grafen Michna (Michnův letohrádek; “Villa Amerika”), Kilian Ignaz Dientzenhofer

Das Lustschloss 1712 für den 1711 zum Grafen erhobenen Johann Wenzel (Jan Vaclav) Michna von Vacínov (* um 1665, † 1721) entworfen, Sohn des Freiherrn Wilhelm Wenzel Franz Michna von Weitzenau (1637–1684) und dessen Ehefrau Elisabeth Polyxena, geborene MacEnis von Atter und Iveagh, Tochter eines irischen Rittmeisters. Es ist der erste selbständige Bau Kilian Ignaz’ in Prag, deutlich unter dem Einfluss des Wiener Architekten Johann Lukas von Hildebrandt (* 14.11.1668 Genua; † 16.11.1745 Wien) stehend. Hervorragend die Vielfalt und Zartheit des Dekors.
Den Namen „Amerika“ trägt die Villa in Erinnerung an den mehrjährigen Aufenthalt Dvořáks in New York, wo er zwischen 1892 und 1895 künstlerischer Leiter des Konservatoriums war und seine 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“ komponierte.

St. Nepomuk auf dem Felsen, Kilian Ignaz Dientzenhofer

1730–39 im Auftrag der Johannes-von-Nepomuk-Bruderschaft errichtet. Die doppelläufige, mehrfach gebrochene Rampenfreitreppe fügte Johann Schmidt 1776–78 hinzu. Kirchengrundriss oktogonal mit konkaven Seiten, dabei in die Längsachse verlängert. Schräg gestellte Türme, Anregung z. B. Lukas von Hildebrandts Pfarrkirche St. Peter in Wien.

Emmauskloster der slawischen Benediktiner zu Unserer Lieben Frau (Klášter Panny Marie Na Slovanech)

Das Kloster wurde am 21.11.1347 zunächst bei der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian des Flößerdorfs Podskalí gegründet. 1348 Übergabe an Mönche aus Kroatien. Weihe der Klosterkirche der Jungfrau Maria und der slawischen Schutzheiligen am 29. 3.1372, Ostermontag, im Beisein Kaiser Karls IV. und zahlreicher hoher Adeliger und Geistlicher. Lesung an diesem Tag: Emaus-Begegnung, Luk 24,13–35.
1419–1589 von den Utraquisten übernommen, seit 1446 deren einziges Kloster in Prag (Calixtiner). 1593 den Benediktinern zurück gegeben. Die tschechischen Mönce wurden jedoch bald an die Kirche St. Nikolaus in der Prager Altstadt versetzt; 1636 berief Kaiser Ferdinand III. 1636 Benediktiner der spanischen Montserrater Klosterreform an das Emauskloster. 1880 kamen im Kulturkampf aus Beuron/Donau vertriebene Benediktiner nach Prag, die die Kirche des Emausklosters in ihrem byzantinischen Stil ausmalen ließen.
1941 durch die Nationalsozialisten aufgelöst; bei dem alliierten Luftangriff im Februar 1945 schwer beschädigt. 1945 als Mitglied der slawischen Benediktinerkongregation wiederbegründet. Am 27. April 1950 Beschlagnahmung und Unterdrückung der Abtei durch die Kommunisten, die Mönche flüchteten nach Foligno, dann nach Nursia. 1990 wurde Emaus dem Benediktinerorden zurückgegeben; seit 2010 ist Pater Edmund Wagenhofer Prior-Administrator.
Wichtigster Wandmalerei-Zyklus der Ära Karls IV. neben Karlstein.

Karlsplatz mit ehemaliger Fronleichnamskapelle

In der Mitte des lange Zeit größten Platzes Europas (angelegt 1348) stand zunächst ein hölzerner Turm, in dem seit 1354 einmal im Jahr die Reichskleinodien und -reliquien öffentlich gezeigt wurden. Karl IV. hatte das damit verbundene Heiltumsfest zum allgemeinen Feiertag in seinem Herrschaftsbereich bestimmt. Noch zu Lebzeiten Karls war der Bau einer steinernen Kapelle geplant, verwirklicht dann unter seinem Sohn Wenzel IV. 1382–93. 1437 wurden in der Kapelle die Kompaktaten proklamiert, das Abkommen zwischen den Hussiten in Böhmen, den Römisch-katholischen Vertretern am Konzil von Basel und dem König. Die Kapelle wurde 1791 abgerissen.

St. Ignaz

Die Jesuiten übernahmen in der Prager Neustadt zunächst 1623 die Fronleichnamskapelle. Seit 1659 Bau der Kollegiengebäude. Pläne der Kirche von Giovanni Battista Orsi de Orsini, Ausführung Carlo Lurago (* 1615 Pellio Superiore, Val d’Intelvi; † 22.10.1684 Passau), 1671 Einbau des Tonnengewölbes; danach ab 1671 Fertigstellung durch Martino Rano (Chor 1686). Turm 1687 von Paul Ignaz Bayer (* 1656 Iglau / Jihlava; † 26.12.1733 Prag), von diesem auch die Vorhalle (1697–99).

Kamelitenkirche Maria Schnee

In der Nähe des Rossmarkts der Neustadt, dem heutigen Wenzelsplatz, wurde im September 1347 der Grundstein durch Karl IV. selbst gelegt, und zwar zum Gedenken an seine Krönung zum böhmischen König. Bis 1397 wurde das Presbyterium mit 39 m Gewölbehöhe errichtet; das begonnene Langhaus blieb durch die Hussitenkriege unvollendet.
Die Kirche wurde nun zum Zentrum des radikalen Flügels der Hussitenbewegung und Wirkungsort des Predigers Jan Želivský. Hier begann der bewaffnete Marsch zum Neustädter Rathaus 1419. Želivský wurde am 9. März 1422 in der Altstadt hingerichtet und in seiner Kirche beigesetzt. Im 16. Jahrhundert vernachlässigt, stürzten die Gewölbe ein. Nach Übernahme durch die Franziskaner 1603 wurden niedrigere neue Gewölbe eingezogen.
Tympanonrelief am Nordportal des Kirchhofs Mitte des 14. Jahrhunderts, wohl zur Erinnerung an Karls Krönung zum böhmischen König.

Prager Altstadt

Karlsuniversität

Die Prager Universität wurde am 7. 4.1348 von König Karl IV. (seit 1355 Kaiser) nach dem Pariser Vorbild gegründet. Im Jahr 1654 vereinigte Kaiser Ferdinand III. die Karls-Universität mit der 1556 gegründeten Jesuitenhochschule im Clementinum. Die Universität trug fortan bis 1920 den Namen Karl-Ferdinands-Universität (lateinisch Universitas Carolo-Ferdinandea). 1882 wurde sie in eine tschechische und eine deutschsprachige Universität geteilt. Nach der Entstehung der Tschechoslowakei nahm die tschechische Universität den Namen „Karls-Universität“ an, während die deutschsprachige Universität, die bis 1945 tätig war, einfach den Namen Deutsche Universität Prag (tschechisch Německá univerzita v Praze) führte.

Ständetheater

1781–83 nach Plänen von Anton Haffenecker, Umbau und Aufstockung 1859. Seit 1862 ausschließlich deutsche Aufführungen, 1920 Tschechisches Nationaltheater.

St. Gallus

Pfarrkirche, 1340 hochgotisch umgebaut. Seit 1670 Kloster der Beschuhten Karmeliten. Die der zweitürmigen Kirche vorgelegte geschwungene Fassade von Paul Ignaz Bayer 1710. Eines der frühesten Beispiele dieser Art nördlich der Alpen.

Pulverturm

Stadttor 1475 errichtet, zunächst durch Wenzel von Luditz, nach kurzer Zeit durch Matej Rejsek. Wiederherstellung der bereits im 18. Jh. beschädigten Dekoration durch Josef Mocker 1875–86.

Franziskanerkirche St. Jakob

Gründung des Klosters unter König Wenzel I., Neubau unter König Johann dem Blinden aus dem Hause Luxemburg, dem Vater Karls IV., 1318–74. Westfassade 1695 von dem Salzburger Stuckateur Ottavio Mosto mit Reliefs geschmückt. Barockisierung des Inneren ab 1702 durch Jan Šimon Pánek.

Teynkirche / Kirche Unserer Lieben Frau auf dem Teyn

Ursprünglich bestand in der Nähe des Stapelplatzes beim sog. Teynhof eine Hospitalkapelle. 1365 Baubeginn der jetzigen, hochragenden Basilika mit Doppelturmfassade, etwas vom Altstädter Ring abgerückt. Nordportal mit erzählerisch reich ausgestaltetem Kreuzigungs-Tympanon, um 1380. Im Innern Kreuzigungsgruppe und Madonna um 1440, Johannesretabel des Passauer Hofkünstlers und Schnitzers I. P.

Haus zur Steinernen Glocke

Repräsentatives Wohnhaus der Hochgotik, wohl für König Wenzel II. errichtet und für König Johann den Blinden noch ausgebaut. Ehemals Darstellungen thronender Könige an der Fassade, wohl von einem französischen Bildhauer Anfang 14. Jh.

Daneben Palais Goltz-Kinsky

1755–56 für Johann Ernst von der Goltz nach Entwürfen von Kilian Ignaz Dientzenhofer errichtet. 1786 an die Fürsten Kinsky. Heute Sitz des Generaldirektorats der Nationalgalerie und deren asiatischer Abteilung.

St. Nikolaus Altstadt

Ehemals Pfarrkirche der deutschen Kaufleute, 1273 erwähnt. An diese wurden 1635 die Mönche des wiedergegründeten Emausklosters versetzt. Damals Neubau des Klosters. Kirche 1727–30 und 1732–35 von Kilian Ignaz Dientzenhofer. Zentralbau mit Kuppel, dessen Südseite zur zum Altstädter Markt gewandten Doppelturm-Fassade ausgestaltet wurde. Seit 1920 Tschechische Hussitische Kirche.

Clementinum

Der Jesuitenorden kam schon auf Einladung Kaiser Ferdinands I. 1556 nach Prag. Im ehemaligen Dominikanerkloster sollte eine Hochschule als Konkurrenz zur utraquistischen Karls-Universität aufgebaut werden. 1616 wurde das Clementinum zur katholischen Universität erhoben. Nach der Niederlage des Böhmischen Ständeaufstands 1621 übernahmen die Jesuiten auch die Leitung der alten Prager Universität. Kaiser Ferdinand III. vereinigte dann 1654 das Clementinum mit der Karls-Universität.
1653–1726 Bau des bis heute erhaltenen Gebäudekomplexes (Fläche ca 2 ha). Neben den Kirchen wichtig: Bibliotheksaal, astronomischer Turm, Sternwarte. Seit 1752 werden meteorologische Messungen vorgenommen, seit 1775 täglich Wetterbeobachtungen aufgezeichnet. 1751 wurde ein Mathematikmuseum eröffnet, dessen erster Direktor Joseph Stepling war. Nach Auflösung des Jesuitenordens führte das mathematische Museum die Arbeit an der Sternwarte fort (1953 Grundstein für das Astronomische Institut der Akademie der Wissenschaften). Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 kam das Clementinum in staatliche Hände. Seit 1781 Sitz der Nationalbibliothek.

Salvatorkirche

Baubeginn 1578, 1601 entstand das dreischiffige Langhaus mit drei Marmorportalen. 1625 Fertigstellung der Orgelempore, danach Stuckierung der Kirche. 1638–53 arbeiteten die Architekten Carlo Lurago, Francesco Caratti und František M. Kaňka an den Emporen, der Kuppel und zuletzt an der Vorhalle.

St. Clemens

1711 von F. M. Kaňka. Heute Griechisch-katholische Kirche.

St. Franziskus Seraphicus, Kirche der Kreuzherren mit dem Roten Stern an der Karlsbrücke

Der Ritterorden der Kreuzherren mit dem roten Stern entwickelte sich im 13. Jahrhundert aus einer Laienbruderschaft, die in der böhmischen Hauptstadt Prag karitativen Aufgaben nachging. Diese Bruderschaft war 1233 von der heiligen Agnes von Böhmen, einer Angehörigen der Königsfamilie, an der Kirche des Hl. Kastulus (sv. Haštal) gegründet worden. 1237 erkannte Papst Gregor IX. die Bruderschaft als Orden mit eigener Regel an. 1252 ließen sich die Kreuzherren an der Judithbrücke, der Vorgängerin der Karlsbrücke, nieder, wo kurze Zeit später ein Kloster sowie das Spital mit der St. Franziskuskirche erbaut wurde. Die Hauptaufgabe der Brüder bestand in der Krankenpflege und der Unterhaltung eigener Spitäler. Bis Ende des 13. Jahrhunderts wurden in die Kommunität auch weibliche Mitglieder aufgenommen, die Arbeiten in den Spitälern verrichteten. Der einheimische Ursprung der Kreuzherren trug zu einem außerordentlichen Aufschwung dieses Ordens bereits unter König Wenzel I. bei. Die größte Ausbreitung erlebte der Orden unter Kaiser Karl IV., als er an die 60 Spitäler, Häuser und Pfarrkirchen in den böhmischen Ländern und Ungarn verwaltete (Mies, Brüx, Leitmeritz, Eger, Klattau, Aussig, Gurim, Písek, Prager Neustadt, Budweis, Schüttenhofen, Maria, die Propstei St. Hypolit (Pöltenberg) bei Znaim usf.).
Die Kreuzherrenkirche 1679–88 neu errichtetet, Entwurf Jean Baptiste Mathey, Bauleitung bei Domenico Canevale. Geweiht durch Erzbischof Johann Friedrich von Waldstein, seit 1668 Hochmeister der Kreuzherren mit dem Roten Stern. Das Innere der Kirche ist mit Marmor aus Prag-Slivenec ausgestaltet.

Palais Clam-Gallas

1713–19 für Wenzel Graf von Gallas durch Johann Bernhard Fischer von Erlach (* 20. 7.1656 Graz; † 5. 4.1723 Wien).

St. Ägidien

Pfarrkirche, 1339–71 durch Bischof Johann von Draschitz als kurze Hallenkirche ohne Chor mit Doppelturmfassade für ein Stiftskapitel neu errichtet. 1626 wurde die Kirche nach Gründung des Jesuitenkollegs Clementinum den dort vertriebenen Dominikanern übergeben. Entwurf der Klostergebäude: Carlo Lurago. Umbau der Kirche 1733, wahrscheinlich nach Plänen Kilian Ignaz Dientzenhofers. 1733–34 illusionistische Deckenmalerei von Wenzel Lorenz Reiner.

Sonntag, 21. Juni 2015: Prag

Zisterzienserkloster Plass / Plasy

1146 durch Vladislav II. als Tochterkloster von Kloster Langheim gegründet. 1431 nach der Schlacht bei Taus unter dem Feldherrn Andreas Prokop dem Großen von Heeresgruppen der Hussiten niedergebrannt, blieb aber als Kloster bestehen.
Umfangreiche Umbauten 1685–1740, Jean Baptiste Mathey, Johann Blasius (Jan Blažej) Santini-Aichel und Kilian Ignaz Dientzenhofer.
1826–1945 im Besitz des Fürstenhauses der Metternich, die es zur Residenz umgestalten ließen. In der St. Wenzels-Kirche mit dem anschließenden alten Friedhof befindet sich die letzte Ruhestätte des Fürsten Klemens Wenzel Lothar von Metternich.
Zur Grundherrschaft des Klosters gehörte eine Propstei- und die Wallfahrtskirche Mariánská Týnice (Maria Teinitz).

Benediktinerkloster Kladrau / Kladruby

Das Kloster wurde im Jahre 1115 von Herzog Vladislav I. und seiner Ehefrau Richenza von Berg im Flusstal der Úhlavka im Westen Böhmens gegründet und mit Benediktinern aus Zwiefalten besetzt.
Während der Angriffe der Hussiten unter dem Feldherrn Andreas Prokop wurde die romanische Basilika niedergebrannt. Die bis auf die Grundmauern zerstörte Abteikirche wurde nach Plänen des aus Italien stammenden Baumeisters Johann Blasius Santini-Aichl neu errichtet und im Jahre 1726 als bedeutendster Bau der Barockgotik fertiggestellt. Kanzel 1726–27 geschaffen von Cosmas Damian Asam; Malereien von  Egid Quirin Asam, Werke des Bildhauers Matthias Bernhard Braun. Im Süden der neue Konvent, entworfen von Kilian Ignaz Dientzenhofer.
1825 kaufte Fürst Alfred I. zu Windisch-Graetz das Kloster und die zugehörige Grundherrschaft für 275.500 Goldstücke, wobei ein Teil des Kaufpreises wegen seiner Verdienste um die Monarchie Österreich-Ungarn nicht bezahlt werden musste.