Ich stimme zu

HV-Bamberg.de benutzt Cookies, um seinen Lesern das beste Webseiten-Erlebnis zu ermöglichen. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Datenschutzerklärung und der Verwendung von Cookies zu. Weiterführende Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung von HV-Bamberg.de. Datenschutzerklärung

Kurzbiographien bedeutender Vereinsmitglieder

STUDIENDIREKTOR DR. KONRAD ARNETH (1891-–1983)

von GERD ZIMMERMANN in BHVB 141 (2005) 144–-147
„In magnis et voluisse sat est“. Mit diesem Properz-Vers beschließt Konrad Arneth einen seiner späten Aufsätze, der im 110. Bericht des Historischen Vereins Bamberg vom Jahre 1974 (S. 38–147) veröffentlicht wurde. Es ist die sehr lesenswerte Würdigung des Bamberger Späthumanisten und Geschichtsschreibers, des Magisters Martin Hofmann. Und wie Arneth in dieser Studie einfühlsam und weiterführend die Person und das Werk des alten Chronisten vorstellt, sich ihm nähert, so mag jenes dem 1599 Verstorbenen zugedachte klassische Zitat – cum grano salis – auch auf den Biographen selbst zutreffen, der vierhundert Jahre später im gleichen Bamberger Pfarrsprengel lebte, wirkte und am 9.Juli 1983 verstarb.
Die Standortbezogenheit ist durchaus ein erstes Charakteristikum, das diese beiden Stadthistoriker verbindet. Martin Hofmann, geboren 1544 in Prichsenstadt, bewohnte in seiner Bamberger Zeit ein Haus am Pfahlplätzchen, also am Fuße des Kaulbergs. Der Nähe entsprechend wurde er Mitglied der Engelbruderschaft an der Oberen Pfarre. Hinwiederum rechnete Konrad Arneths Elternhaus, Laurenziplatz Nr. 16, zum obersten Ende des Kaulbergs. Geboren am 23. März 1891 als Sohn des Georg Arneth und der Elisabetha, geb. Eichhorn, hat er in der Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau die Taufe empfangen.
Er wurde in die zuständige Volksschule am Kaulberg eingeschult, danach trat er in das Alte Gymnasium in der Jesuitenstraße (heute An der Universität 5) über, an dem er im Jahre 1911 die Reifeprüfung ablegte. Das Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde durch die Einberufung als Reserveoffizier im Ersten Weltkriege unterbrochen und konnte erst 1920 mit der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Höheren Schulen in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde abgeschlossen werden, und zwar mit Auszeichnung.
Zu dieser Zeit, als er fernab in der – damals freilich noch bayerischen – Rheinpfalz, in Frankenthal, als Studienassessor die ersten Lehrerfahrungen einbrachte, festigte Konrad Arneth 1922 seine Bindungen an die Heimatstadt durch die Verehelichung mit der Tochter des in Bamberg. hochangesehenen Heimatforschers Ludwig Josef Pfau, dessen Haus in der Altenburger Straße (Nr. 52) zum bleibenden – eben auch wieder kaulbergischen – Wohnsitz werden sollte. Und im gleichen Jahre ist er Mitglied des Historischen Vereins Bamberg geworden, dem auch schon sein Schwiegervater angehörte. Nach Schuleinsätzen in Amberg. und Bayreuth konnte sich Arneth 1933 auch beruflich in seiner Vaterstadt als Gymnasialprofessor am NeuenGymnasium (heute Franz-Ludwig-Gymnasium) etablieren.
Seit einer kleinen Skizze über Bamberger Hausnamen, die 1925 im Mainboten erschienen war, widmete er sich unermüdlich den Besonderheiten der Heimatgeschichte und ist er immer wieder mit Veröffentlichungen zur Namenskunde und Topographie Bambergs sowie des Umlandes, zu Wappenkunde, Personengeschichte etc. hervorgetreten. Genannt seien aus der Anfangszeit etwa die schöne Studie über„Albrecht von Eybs Lobrede auf die Stadt Bamberg“ (1928), die seine unmittelbaren Nachbarschaft berührende Deutung der Namen „Kaulberg und Teufelsgraben“ (1931) und die „Beiträge zur Ortsnamenforschung Oberfrankens“ (1932). Die genauen Angaben zum umfangreichen Oevre sind dem Nachruf im 119. Bericht des Historischen Vereins Bamberg 1983 (S. 4–8) zu entnehmen.
Die namen-, familien- und lokalgeschichtlichen Schwerpunkte seiner Arbeit verleiteten allerdings auch Konrad Arneth, den altbambergischen Katholiken und Mitbegründer der KDStV Fredericia (von 1913) dann in den Jahren der NS-Diktatur zu jenem bedenklich häufigen Einschwenken in eine „völkische“ Geschichtsdeutung, besser -umdeutung, die sich bei ihm insbesondere an der Slavenfrage festgebissen hatte: Ein diesbezüglicher Vortrag vor dem Historischen Verein (1935) erschien gedruckt unter dem Titel „Die Bamberger Gärtner sind deutsch wie ihre Namen“ (1936) und desavouiert durch die damals allseits erwarteten systemkonformen Schlagworte den echten Forschungsansatz.
Vor allem aber intensivierte Arneth damals seine namenskundlichen Untersuchungen, die er unter der Leitung des Landeshistorikers Erich Freiherrn von Guttenberg und des Germanisten Ernst Schwarz an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen zum Abschluß brachte mit dem Doktorat (Note „sehr gut“) und der Dissertation über „Die Entwicklung der Personenamen im ehemaligen Hochstift Bamberg bis zum Ende des 16.Jahrhunderts“ (1942, gedruckt 1956), ein über die Regionalgeschichte hinaus richtungweisendes Werk von mehr als 300 Seiten. Auch die z. T. kürzeren Arbeiten über „Die Malersippe Katzheimer in Bamberg“ (1941), „Obere Pfarre und Kaulberg“ (92. BHVB, 1953), „Die Laurenzikapelle im Antoni-Siechhof“ (1954) seien exemplarisch genannt.
Im Jahre 1956 ist der beliebte und geachtete Oberstudienrat Dr. Konrad Arneth in den Ruhestand versetzt worden. Sein großes Ansehen bekundeten die Verleihungen der Ehrenmitgliedschaft im Historischen Verein (1958) und im Altenburgverein, seine Wertschätzung als Ratgeber des „Nachwuchses“ (auch Verf. darf sich dazu rechnen) sei nicht vergessen. Vor allem aber blieb sein Arbeitseifer ungebrochen. Nun kam zunehmend auch das Bamberger Umland in Ortsgeschichten zu Worte: Stegaurach (1958), Bischberg (1965), Trosdorf (1968), Kübelstein (1970), Bug (1972), Gaustadt (1972), Ludwag (1973), Neudorf (1974), Herzogenreuth und Geisdorf (1975), Melkendorf (1977, nicht aufgeführt im o. a.Verzeichnis), schließlich Viereth (1981).
Mit diesen Exkursen, darunter echten Kabinettstückchen, bettete Arneth „seine“ Stadt in deren Umfeld ein. Aber die Stadt blieb allemal der Bezugspunkt, und es ist eben kein Zufall, daß der Pfarrführer „Pfarrei und Kirche zu Unserer Lieben Frau in Bamberg“ (1958) eine zentrale Stelle einnimmt. Kleinere Aufsätze, oft eher Notizen zu alten Bamberger Familien, zu Bürgerwappen und Hausnamen, aber auch zu Hauptsmoor (1954) oder Theuerstadt (1954), oft publiziert in den damals sehr anspruchsvollen heimatgeschichtlichen Zeitungsbeilagen, ergänzen das Bild. Und sie trugen das Ihre bei zum geistigen Kolorit des Bamberg der fünfziger und sechziger Jahre. Die eingangs herangezogene umfangreiche Präsentation des „Wahl-Kaulbergers“ Martin Hofmann könnte wohl als eine ganz spezielle Huldigung verstanden werden.
Als ältestes persönliches Mitglied konnte Konrad Arneth 1982 die Ehrenurkunde des Historischen Vereins für sechzigjährige Treue entgegennehmen, ein Jahr vor seinem Tode im gesegneten Alter von 93 Jahren nach einem schaffensreichen Leben. Seine Vereinsmitgliedschaft wurde – den Großvater Pfau einbeziehend – von seinem Sohne Eckbert Arneth, Studiendirektor in Kronach, fortgesetzt. Betont sei abermals – wie schon im Nachruf 1983 –, daß der forscherliche Impuls Konrad Arneths weniger die wissenschaftliche Neugierde war, die halt irgendwo ansetzt, sondern das Bedürfnis, von dem Stück Boden, in dem er selbst verwurzelt war, mehr zu erfahren und zu wissen, sich vertraut zu machen mit Ort und Land, Geschichte und Gegenwart, sich selbst und anderen Heimat näher zu bringen.